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Der Weg einer geflüchteten Familie
 


Rückblende: Omar Kasim erlebte eine ganz „normale“, glückliche Kindheit in der syrischen Hauptstadt Damaskus. „Wir waren eine gut situierte Familie, wir Kinder konnten draußen spielen und bekamen eine gute Ausbildung.“ Der inzwischen 38-jährige studierte Rechtswissenschaften, heiratete eine Volksschullehrerin, die erste Tochter kam zur Welt. Das Land veränderte sich politisch, nach und nach kam auch die Erkenntnis: „In Syrien gibt es keine Gerechtigkeit. Wer gute Kontakte und Geld hat, hat auch das Recht auf seiner Seite.“ Als ihm sein Auto entwendet wurde, erlebte er dies am eigenen Leib: „Obwohl ich wusste, wer das Auto gestohlen hatte, hatte ich auf legalem Weg keine Chance, zu meinem Recht zu kommen.“
 
Über Umwege nach Österreich

Das Ehepaar Kasim entschied sich, Syrien zu verlassen und sich in Dubai eine neue Existenz aufzubauen. Sechs Jahre arbeitete Omar Kasim dort im Versicherungsbereich, die kleine Familie bekam ein zweites Kind. Dann brach der Krieg in Syrien aus. „Damit wurde die Situation in Dubai für Syrer schrecklich. Die Regierung entzog vielen Syrern ohne Begründung die Aufenthaltsbewilligung, sie mussten das Land in Folge binnen einer Woche verlassen. Ich habe mich sehr um die Zukunft meiner Familie und meiner Kinder gesorgt. Wir hatten keine andere Wahl, als auch dieses Land zu verlassen.“ Im Mittelpunkt der Überlegungen der Familie Kasim stand die Frage, wo die Kinder sicher aufwachsen können. Und hier lautete die Lösung „Europa“.
 
Quer durch Europa nach Österreich

Die Fluchtroute führte über Istanbul und Griechenland vorerst in ein Not-Camp nach Villach. Die Fluchterfahrung und die Zeit im Camp hinterließen bei den Kindern zum Glück keine bleibenden Spuren, erzählt Omar Kasim: „Meine Tochter war damals sechs Jahre alt, sie hat es eher als Abenteuer gesehen. Unser Sohn war zweieinhalb, er hat die Flucht noch gar nicht so bewusst mitbekommen.“ Familie Kasim entschied sich, in Österreich um Asyl anzusuchen. Über verschiedene Stationen in mehreren Bundesländern, führte sie ihr Weg nach Vorarlberg, wo sie seit 2018 leben. Zwischenzeitlich komplettiert ein drittes Kind die Familie, die in Feldkirch lebt.
 
Bildung als Schlüssel zur Integration
Für Omar Kasim war von Anfang an klar: „Mein Studium ist hier in Österreich nicht anerkannt, ich möchte so schnell wie möglich eine Ausbildung machen.“ Zwischenzeitlich absolviert er berufsbegleitend die Schule für Sozialpädagogik in Stams und ist Koordinator im Lerncafé Dornbirn, wo er Schüler*innen in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch unterstützt. Somit wurde der Syrer vom Deutsch-Lernenden zum Deutsch-Lehrenden. Auch seine Kinder sind bestens integriert, sind in Vereinen aktiv und sehr gute Schüler. „Darauf bin ich besonders stolz.“ Und weiter: „Mit ihren Freunden sprechen unsere Kinder breiten Vorarlberger Dialekt, da habe ich manchmal Mühe, ihnen zu folgen“, schmunzelt Omar Kasim. „Unser Anliegen ist, dass sie auch ihre Muttersprache arabisch nicht verlernen, das ist gar nicht so einfach.“ Einfacher falle dies bei den Traditionen: „Wir feiern einfach die Bräuche aus beiden Kulturen – Zuckerfest und Weihnachtsfest.“
 
Keine Frage: Die Kasims sind in Vorarlberg gut angekommen. Und wenn Omar Kasim gefragt wird, was er hier ganz besonders schätzt, kommt die Antwort prompt: „Ich habe hier noch nie Rassismus erlebt.“ Und dann bleibt noch die Frage nach den Wünschen der Familie für die Zukunft: Hier ist es eine leistbare Wohnung im Raum Feldkirch. „Gerne auch in einem ländlichen Gebiet und am liebsten mit einem Garten. Das wäre ein großes Glück.“
 

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